Weniger Toleranzen durch häufigen Sortenwechsel?
Die Toleranzentwicklung bei THC entsteht durch eine Anpassung auf zellulärer Ebene, die durch wiederholte Aktivierung der CB1-Rezeptoren hervorgerufen wird. Bei regelmäßigem THC-Konsum reagiert der Körper, indem er entweder die Anzahl der CB1-Rezeptoren verringert oder ihre Reaktionsfähigkeit auf THC reduziert. Dieser Vorgang wird als “Down-Regulation” bezeichnet. Komplett verhindert werden kann dieser Toleranzaufbau nach Ansicht der meisten Experten nicht, wie sagt man so schön: „ Man gewöhnt sich an alles.“
Es gibt auch Anzeichen dafür, dass langfristiger THC-Konsum die Signalwege innerhalb der Zelle verändern kann, was zu einer verminderten Reaktion auf die Bindung von THC führt. Dieser Vorgang wird in der Wissenschaft als “Desensibilisierung” bezeichnet. Die Entwicklung einer THC-Toleranz ist also das Resultat komplexer biochemischer Prozesse, die als Reaktion auf fortgesetzten THC-Konsum auftreten. Die erfreuliche Nachricht ist, dass Toleranzen nicht permanent sind und sich bei einer Abstinenz von THC umkehren können, da sich die Rezeptoren regenerieren und normalisieren können.
Eine Toleranz gegenüber THC kann vollständig umgekehrt werden – es bedarf mindestens 48 Stunden THC-Abstinenz, damit deine Cannabinoid-Rezeptoren wieder aktiv werden. Die Toleranz gegenüber THC wird in der Wissenschaft als “lokal selektiv” betrachtet. Das bedeutet, dass bestimmte Bereiche deines Gehirns möglicherweise schneller oder langsamer eine Toleranz entwickeln als andere Bereiche.
Es ist mittlerweile bekannt, dass die Entwicklung von Toleranz nicht nur auf den Wirkstoff THC oder CBD in den Blüten beschränkt ist, sondern viel komplexer ist. Ein Wechsel der Sorte kann oft einen signifikanten Unterschied in der empfundenen Wirkung bewirken. Dieses Phänomen könnte auf den Entourage-Effekt der anderen in den Blüten enthaltenen Cannabinoide zurückzuführen sein, die dazu beitragen, dass jede Sorte ihre eigene Toleranzentwicklung aufweist.
Es ist ratsam, die Sorten oder zumindest die Phänotypen regelmäßig zu wechseln. Obwohl dies die Toleranz nicht vollständig umkehren kann, kann es aufgrund der ungewohnten Cannabinoid- und Terpenzusammensetzung einer anderen Sorte (Entourage-Effekt) die Entwicklung von Toleranz verlangsamen. Es wird beobachtet, dass die Firma Bedrocan bei den gleichnamigen Blüten möglicherweise je nach Liefercharge unterschiedliche Phänotypen liefert. Obwohl dies nicht bestätigt oder bewiesen ist, berichten viele Patienten von keiner oder zumindest sehr geringer Toleranzentwicklung bei dieser Sorte, auch bei langfristiger Einnahme.
Bei vielen Patienten scheint sich die Toleranz vor allem auf die psychoaktiven Effekte auszuwirken, jedoch nicht auf die Wirksamkeit der Medikation. Dies bedeutet, dass die Entwicklung von Toleranz unter bestimmten Umständen sogar positiv sein kann. Ohne diese Toleranz wären viele Patienten möglicherweise nicht in der Lage, ihr Leben so zu führen, wie sie es derzeit tun. Dies gilt insbesondere für Patienten, die sehr hohe Dosen benötigen. Wenn Patienten, die täglich Cannabis einnehmen müssen, nach jeder Einnahme so stark beeinträchtigt wären wie es in der Anfangsphase der Einnahme passieren kann, wäre es wahrscheinlich unmöglich, weiterhin zu arbeiten oder am täglichen Leben teilzunehmen. Allerdings gibt es auch Patienten, bei denen die Toleranz negative Auswirkungen hat, da die Wirksamkeit der gewohnten Medikation nachlässt und nur durch eine Erhöhung der Dosis die gewünschte Wirkung erzielt werden kann. Um dieser unerwünschten Entwicklung vorzubeugen, empfehlen viele praktizierende Ärzte mittlerweile einen regelmäßigen Wechsel der Sorten, um eine Versorgung mit verschiedenen Zusammensetzungen zu gewährleisten. Durch die genaue Berücksichtigung der enthaltenen Terpene bei der Anwendung kann die Wirkung weiter optimiert und die Entwicklung von Toleranz vermieden werden.